Von der Abtei Heisterbach ist weder eine Gesamtansicht, noch ein Lageplan erhalten. Archäologische Untersuchungen im Zuge der „Regionale2010“ haben erstmals Rückschlüsse auf den tatsächlichen Gebäudebestand in Heisterbach ergeben. Diese ermöglichten eine Rekonstruktion der Abtei und haben zum Ergebnis, dass auch die Abtei Heisterbach im Wesentlichen dem Idealplan eines Zisterzienserklosters entsprach.
Als Melchior und Sulpiz Boisserée um 1809 Stiche der ehemaligen Abteikirche anfertigten, war diese schon zerstört. Sie sind darum nur bedingt zuverlässig, vermitteln aber einen Eindruck von der Schönheit und Eleganz der Architektur.
Die Kirche war das wichtigste Gebäude einer Abtei, meist in Ost-West-Richtung gebaut. Der sich am südlichen Kirchenschiff anschließende Kreuzgang verband die übrigen Konventsgebäude miteinander. An der östlichen Seite des Kreuzganges befanden sich die Sakristei und die Bücherkammer, der Kapitelsaal, gelegentlich auch das Skriptorium, das häufig der einzig beheizte Raum des Klosters war . Oberhalb dieser Räume befand sich der Schlafsaal der Mönche. Über eine Treppe konnten sie zum Chorgebet direkt in die Kirche gehen. Auf der südlichen Seite des Kreuzganges befand sich zu seinem Innenhof hin das Brunnenhaus. Hier wuschen sich die Mönche die Hände, bevor sie das ebenfalls an der südlichen Seite gelegene Refektorium betraten. Gleichzeitig lieferte der Brunnen Trinkwasser und das Wasser für die Küche, sofern es für sie keine eigene Wasserversorgung gab. Ebenfalls an der südlichen Seite des Kreuzganges befanden sich die Latrinen. Auf der westlichen Seite des Kreuzganges bildeten die Werkstätten und Lagerräume den Abschluß der Abtei.
Zu diesen Gebäuden des Idealplans kamen in Heisterbach weitere Gebäude hinzu, die in den Akten zur Aufhebung der Abtei (1803) benannt werden: neben der alten Abtei gab es eine neue Abtei, neben dem alten Kreuzgang gab es einen schmalen Kreuzgang, es gab ein Winterrefektorium und ein Sommerrefektorium, eine Schmiede und einen Winkelbau an der neuen Abtei. Vor Ort sehen Sie die mittelalterlichen Gebäudeteile als gebrochene Bodenfließen. Die barocken Ergänzungen, Änderungen und Erweiterungen sehen Sie als ungebrochene Bodenfließen. Die nachstehende Rekonstruktion (in der Klosterstube zu besichtigen) zeigt die ursprüngliche, mittelalterliche Bausubstanz.
Untenstehend die Gesamtanlage innerhalb der Klostermauern:
rot = erhaltene Reste aus abteilicher Zeit
grün = durch Boissereé bezeugte Grundrisse
gelb = mögliche Gebäudeanordnung nach dem Idealplan eines Zisterzienserklosters
schwarz umrandet = Gebäude aus dem 20. Jhd.
blau = akutelle Teiche
dunkelblau = wasserführende Gänge aus abteilicher Zeit